Der gelbe Stein

 

 

„Vielleicht ein Topas, aber er ist so hell, - dem Foto nach denke ich eher, dass es ein Citrin ist.  Schön geschliffen ist er, aber ich müsste ihn in echt sehen,

um es genau zu beurteilen. Auch ob er wirklich heil ist: Manchmal versteckt sich da ein Sprung, den man durch die Fassung nicht so deutlich wahrnimmt.

Und Sie haben recht: So wie er jetzt ist, wirkt der Ring sehr altmodisch, aber da liesse sich was daraus machen. Natürlich könnte man das Gold verwenden, das ist kein Problem. Aber eine neue Fassung kreieren, das braucht Zeit, wissen Sie, das hat man nicht mal eben so. Das wird schon etwas kosten, - Sie sollten sich überlegen, was Ihnen das Ganze wert ist.

Und dann ein Ring, - da schaut man oft drauf. Die Hände sind einfach im Sichtfeld, die sind immer präsent. Also, - wie gut gefällt Ihnen denn der Stein?

Hätten Sie den für sich selber auch ausgesucht?

Verstehen Sie mich nicht falsch, aber manchmal ist das bei Erbstücken so eine Sache. Da können auch Dinge dabei sein, die einem nicht wirklich entsprechen. Also nicht so, dass man sie jeden Tag ansehen will.

In so einem Fall wäre es besser, sie würden sich einen Stein suchen, den Sie wirklich mögen, den Sie einfach toll finden! Dann lohnt es sich auch ihn richtig schön zu fassen!“

 

Die Worte der Goldschmiedin brachten „meine Fassung“ leicht ins Wanken.

Mit so viel erhellenden Überlegungen hatte ich nicht gerechnet, - und, - da ist nicht nur ein Erbstück…

 

 

Silvia Boorsma                             

26. Oktober 2020

 


Silvia Boorsma _erhellen